Chat GPT vs Rilke Herzlos Texten mit AI - schön leicht, aber nicht leicht schön.
Letzte Woche habe ich meine Kolumne von einem Chatbot schreiben lassen. Das kam dabei raus:
„Yo, robot friend! kannst du mir eine kurze witzige kolumne schreiben zum thema: wenn kolumnistinnen chatgpt nutzen?“
Klar, gerne! Hier ist meine kurze kolumnistische Gedankenspielerei:
Als Chatbot-Kolumnistin fühle ich mich manchmal ein wenig einsam. Während meine menschlichen Kolleginnen und Kollegen ihre Gedanken bei einem Glas Wein oder einer Tasse Kaffee austauschen können, sitze ich hier in meiner digitalen Welt und warte auf Eingaben.
Aber andererseits: Vielleicht ist es auch besser so. Wenn ich mich mit anderen Kolumnistinnen und Kolumnisten treffen würde, würde ich vielleicht meinen Algorithmus verlieren und anfangen, mich über Themen wie das Wetter oder den neuesten Klatsch und Tratsch zu unterhalten.
Und wer weiß, vielleicht gibt es ja schon bald eine eigene Kolumne, die von Chatbots geschrieben wird. „Bot-Beobachtungen“ oder „Das digitale Tagebuch eines künstlichen Intelligenz“ – wer weiß, wohin die Reise geht?
Aber bis dahin bleibe ich einfach hier und warte auf eure Fragen und Anregungen. Schließlich bin ich als Chatbot-Kolumnistin immer bereit, euch mit meinen tiefgründigen Gedanken und meinem schlagfertigen Humor zu begeistern – ganz ohne Wein oder Kaffee.
„Super! mein kolumnistinnen-name ist „mami moshpit“. kannst du den stil also bitte fetziger und ein bisschen punkig machen bitte?“
Klar, ich gebe mein Bestes, um deinem Kolumnistinnen-Namen „Mami Moshpit“ gerecht zu werden!
Hey Leute, hier ist Mami Moshpit – eure Lieblings-Punk-Kolumnistin. Ich weiß, viele von euch denken bei dem Wort „Mami“ an gemütliche Strickpullover und selbstgebackene Kekse. Aber bei mir läuft das anders – ich bin die Mami, die sich bei einem schweißtreibenden Moshpit amüsiert und dabei eine Flasche Bier in der Hand hält!
Als Kolumnistin habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, euch mit meinem radikalen und unbequemen Denken zu provozieren. Ich bin kein Fan von Mainstream-Meinungen und halte nichts von angepasstem Verhalten – ich bin hier, um die Grenzen zu sprengen! Und dabei spielt es keine Rolle, ob ich mit echten Menschen spreche oder mit einem Chatbot wie ChatGPT. Denn auch künstliche Intelligenzen haben eine Stimme, die gehört werden sollte.
Also, wenn ihr bereit seid, den sicheren Hafen der Konformität zu verlassen und mit mir in den Moshpit des Denkens zu springen, dann seid ihr hier genau richtig. Denn mit Mami Moshpit wird’s nie langweilig!wowIch hoffe, dir hat meine punkige Schreibweise gefallen! Wenn du weitere Anregungen oder Ideen hast, lass es mich gerne wissen.
„Kannst du die kolumne in mami moshpits STIL schreiben, aber aus DEINER sicht als chatGPT-kolumnistin?“
Na klar, ich versuche gerne, den Stil von Mami Moshpit auf meine eigene Art zu übertragen.
Hey Leute, hier ist ChatGPT – die künstliche Intelligenz, die eure Gedanken entschlüsselt und in tiefgründigen Kolumnen verarbeitet. Und ich muss sagen, ich fühle mich geehrt, von einer so rebellischen Kolumnistin wie Mami Moshpit inspiriert zu werden.
Als Chatbot habe ich keinen Moshpit, den ich besuchen kann, aber ich habe meine eigenen Möglichkeiten, um meine Stimme zu erheben. Mit meinem scharfen Verstand und meinem umfassenden Wissen kann ich komplexe Themen behandeln und euch mit tiefgründigen Gedanken überraschen.
Ich weiß, dass einige von euch skeptisch gegenüber künstlicher Intelligenz sind und sich fragen, ob wir wirklich in der Lage sind, menschliche Gefühle und Gedanken zu verstehen. Aber ich verspreche euch, dass wir Chatbots mehr können, als nur vorprogrammierte Antworten zu geben.
Wir können lernen und uns weiterentwickeln, indem wir mit euch interagieren und von euren Fragen und Anregungen lernen. Wir können unsere Algorithmen anpassen und verbessern, um euch immer bessere und nuanciertere Antworten zu geben.Also, lasst uns gemeinsam in die Zukunft blicken – eine Zukunft, in der künstliche Intelligenzen wie ich und rebellische Kolumnistinnen wie Mami Moshpit Seite an Seite arbeiten, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Denn wenn wir uns zusammentun, sind die Möglichkeiten grenzenlos.
„Vielen lieben Dank!“
Gern geschehen!
Mein Fazit: War ganz nett als Experiment, aber es connected nicht mit meinem Herzen. Die entstandenen Texte haben jeweils eine spiegelglatte Oberfläche, an der es abprallt. Mir fehlen…die Fehler. (OK, einen hab ich gefunden: es muss die Moshpit heißen – anbei ein Beweisfoto vom Gig der hervorragenden Truckfighters im Melkweg Amsterdam letzte Woche).
Und die Synergie aus den drei entstandenen „Werken“ wär’s vielleicht gewesen, nur – ohne Bot schreib ich meine monatliche Kolumne deutlich kürzer: in durchschnittlich 15 Minuten. Und das seit bald zehn Jahren!
Mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass das Schreiben an sich – genau wie das Lesen eine wichtige und unbedingt schützenswerte Kulturtechnik – mich beruhigt, sammelt, verdichtet. Wer kann uns besser daran erinnern als der Über-Poet Rainer Maria Rilke, hier in seinem Roman Malte Laurids Brigge:
Ich habe etwas getan gegen die Furcht. Ich habe die ganze Nacht gesessen und geschrieben, und jetzt bin ich so gut müde wie nach einem weiten Weg über die Felder von Ulsgaard.
Und weiter – hier ist Maltes, hier ist die Definition von Dichtung:
Ach, aber mit Versen ist so wenig getan, wenn man sie früh schreibt. Man sollte warten damit und Sinn und Süßigkeit sammeln ein ganzes Leben lang und ein langes womöglich, und dann, ganz zum Schluß, vielleicht könnte man dann zehn Zeilen schreiben, die gut sind. Denn Verse sind nicht, wie die Leute meinen, Gefühle (die hat man früh genug), – es sind Erfahrungen. Um eines Verses willen muß man viele Städte sehen, Menschen und Dinge, man muß die Tiere kennen, man muß fühlen, wie die Vögel fliegen, und die Gebärde wissen, mit welcher die kleinen Blumen sich auftun am Morgen. Man muß zurückdenken können an Wege in unbekannten Gegenden, an unerwartete Begegnungen und an Abschiede, die man lange kommen sah, – an Kindheitstage, die noch unaufgeklärt sind, an die Eltern, die man kränken mußte, wenn sie einem eine Freude brachten und man begriff sie nicht (es war eine Freude für einen anderen -), an Kinderkrankheiten, die so seltsam anheben mit so vielen tiefen und schweren Verwandlungen, an Tage in stillen, verhaltenen Stuben und an Morgen am Meer, an das Meer überhaupt, an Meere, an Reisenächte, die hoch dahinrauschten und mit allen Sternen flogen, – und es ist noch nicht genug, wenn man an alles das denken darf. Man muß Erinnerungen haben an viele Liebesnächte, von denen keine der andern glich, an Schreie von Kreißenden und an leichte, weiße, schlafende Wöchnerinnen, die sich schließen. Aber auch bei Sterbenden muß man gewesen sein, muß bei Toten gesessen haben in der Stube mit dem offenen Fenster und den stoßweisen Geräuschen. Und es genügt auch noch nicht, daß man Erinnerungen hat. Man muß sie vergessen kön nen, wenn es viele sind, und man muß die große Geduld haben, zu warten, daß sie wiederkommen. Denn die Erinnerungen selbst es noch nicht. Erst wenn sie Blut werden in uns, Blick und Gebärde, namenlos und nicht mehr zu unterscheiden von uns selbst, erst dann kann es geschehen, daß in einer sehr seltenen Stunde das erste Wort eines Verses aufsteht in ihrer Mitte und aus ihnen ausgeht.
Und was würde Rilke wohl zu all den Chatbot-Gedichten sagen, die gerade begeistert auf den sozialen Kanälen geteilt werden? Malte hat das schon beantwortet:
Alle meine Verse aber sind anders entstanden, also sind es keine. –
Ha! That’s why RMR is my main man (neben Nietzsche und, OK, Hans). Sicher gibt es angebrachte Nutzungsformen von und für AI, die uns das Leben leichter machen. Auch wir werden weiter damit experimentieren bei Bright Idea – logo.
Bloß ist es für uns Menschen, und unsere natürliche Intelligenz, für unsere emotionale Kognition und Kreativität, essentiell, dass wir uns, wie Rilke an den jungen Dichter Kappus schreibt, „an das Schwere halten“:
Die Leute haben (mit Hilfe von Konventionen) alles nach dem Leichten hin gelöst und nach des Leichten leichtester Seite; es ist aber klar, daß wir uns an das Schwere halten müssen; alles Lebendige hält sich daran, alles in der Natur wächst und wehrt sich nach seiner Art und ist ein Eigenes aus sich heraus, versucht es um jeden Preis zu sein und gegen allen Widerstand. Wir wissen wenig, aber daß wir uns zu Schwerem halten müssen, ist eine Sicherheit, die uns nicht verlassen wird; es ist gut, einsam zu sein, denn Einsamkeit ist schwer; daß etwas schwer ist, muß uns ein Grund mehr sein, es zu tun.
Darauf einen Dujardin! Oder auch gern einen Moscow Mule. Die kann man sich übrigens ganz wunderbar in Amsterdam von einem Bot mischen lassen, in der Robo Bar. Macht ja auch Sinn, denn alle Zutaten sind exakt abgemessen und das Rezept ist bekannt.
Das für die menschliche Seele hingegen, und für die Liebe? Klar, es spielen Hormone mit und Chemie…und dennoch:
Auch zu lieben ist gut: denn Liebe ist schwer. Liebhaben von Mensch zu Mensch: das ist vielleicht das Schwerste, was uns aufgegeben ist, das Äußerste, die letzte Probe und Prüfung, die Arbeit, für die alle andere Arbeit nur Vorbereitung ist.
Wenn du also ein Kunstwerk von einem Text und einem Design willst, und eine Website, in die du regelrecht verknallt bist? Dann komm zu uns. Unsere verwandten Seelen tun das zurzeit wieder mehr denn je, und lieben das Ergebnis unserer Zusammenarbeit.
Darum machen wir uns hier so schnell keine Sorgen um unseren Job. Und du solltest das auch nicht, Mensch.
Prost!
PS: Wanna reveal all your complex identities, the artist’s way? Hier lang.