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Rolf Blumig, Rick Rubin und die Liebe Warum in der Kunst KI nie den Menschen ersetzen kann

Ich hab mir die Zeit genommen……mich in mich zu verlieben.

Dazu aufgefordert hat mich Rolf Blumig, und passiert isses im Keller des Bastard-Clubs zu Osnabrück, Anlass: Popsalong-Festival.

Über dieses Erlebnis zu schreiben, fällt schwer. Wie Sinead O’Connor sagt:

“If you could talk about music you wouldn’t need music.”


Und brauchen tun wir Rolf Blumig, diese ausgedachte, ultra-reale Gallionsfigur eines Gesamtkunstwerks aus amtlich tighten Muckern, klugen Texten, nackicher Emotion und gleichzeitig bitterbösen Sarkasmus‘, unbedingt. Am besten live!

Ich will hier gar nicht SPEX- oder VISIONS-mäßig auf die mannigfaltigen musikalischen Einflüsse oder bedienten Genres eingehen; außer: SO muss es sich angefühlt haben, die frühen Pink Floyd live zu sehen. Oder, analog zum Portrait auf Deutschlandfunk Kultur: Wow. Der Typ ist einfach TOTAL FREI.

Wer „Rolfie“, dieser grandios talentierte, in Leipzig residierende Singer/Songwriter, ist oder wie er bürgerlich heißt, konnte mir das Internet auch nach einer Viertelstunde Recherche nicht verraten. Ist vielleicht eh nicht wichtig, jedenfalls nicht verglichen mit den Texten, die er, mehrstimmig mit sämtlichen Mitstreiter:innen (Bruna – furios am Schlagzeug; Kaspar/Katja aus Finnland, verführerisch funky am Bass, und Kolja, selig lächelnd in die Tasten hauend), am laufenden Band raushaut:

„Zwischen Glotze und Strauchen hängt ein Bild vom Broadway….yeah. Im selben Laden gekauft wie dein Gartenschlauch.“


Der ultimative Diss des zombieartigen, todesähnlichen Ikea-Lifestyle des Durchschnitts-Spießers! Mitsamt der Erinnerung an Adorno: Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Und damit der schmerzhafte Piekser in die Rippen à la Rilke: Du musst dein Leben ändern.

Diesen Impuls so eindringlich zu vermitteln, dass es schwerfällt, die erworbenen Platten zuhause auch zu hören, ohne in Melancholie zu verfallen – das schafft Rolfies, wie alle große Kunst. Die ist nämlich, im Gegensatz zu maschinengemachtem Output, immer geprägt von Unsicherheit, so der legendäre Producer Rick Rubin:

Für meine Begriffe wird Kunst jedenfalls erst zur Kunst durch persönlichen Ausdruck. Es ist ja so: Die vier, fünf großen KI-Unternehmen, von denen derzeit die Welt spricht, füttern ihre Maschinen, soweit ich weiß, alle mit dem mehr oder weniger gleichen Datensatz – bestimmten Quellen aus dem Netz. Und offenbar rechnen die Programmierer dieser Unternehmen mit einer Zukunft, in der ihre KIs auf Grundlage derselben Daten dieselbe Frage mit derselben Antwort versehen – nämlich der vermeintlich »besten«, »richtigsten«. Und das ist das Gegenteil menschlichen Ausdrucks. Wenn man dasselbe Drehbuch fünf Regisseurinnen gibt, werden daraus fünf verschiedene Filme entstehen. Die Menschen suchen nach etwas anderem, nach dem Ausdruck ihrer persönlichen Perspektive, einer neuen Einsicht in das Wesen der Welt. (Quelle: Zeit-Magazin Nr. 17/2023)

Eins ist jedenfalls sicher, bei aller faszinierenden Ungewissheit um die Truppe: Die großartigen jungen Menschen der Gender-bending Blumig-Bänd werden die Welt verändern.

Mit Liebe.


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